„‚Und was, wenn wir einfach wegfahren‘, fragte er. ‚Was?‘ ‚Urlaub machen. Wir haben doch nichts zu tun. Machen wir einfach Urlaub wie normale Leute.‘“(Tschick, S. 95)
Der Jugendroman „Tschick“ von Wolfgang Herrndorf erschien 2021 mit 254 Seiten beim Rowohlt Taschenbuch Verlag. Das Hörbuch erschien 2013 im Argon Verlag und hat in der gekürzten Fassung eine Laufzeit von 04:57 Stunden. Das Hörbuch wird gelesen von Hanno Koffler. Es befasst sich mit dem Abenteuer, welches zwei Jungen auf dem Weg in die Walachei erleben.
Maik ist ein Außenseiter, hat
keine Freunde und auch keinen Spitznamen, den neuen Schüler Andrej, genannt
Tschick, konnte er auch nicht leiden. Langsam machten sich beide miteinander
bekannt. Als Tschick dann plötzlich in einem hellblauen Lada Niva vorfuhr
setzten sich langsam die Steine für das kommende Abenteuer ins Rollen. Die
beiden beschließen eines Tages einfach in den Urlaub zu fahren, als Ziel wird
Tschicks Familie in der Walachei ausgewählt. Unterwegs treffen sie auf den
„Adel vom Radl“, Quizchampion Friedemann, einen Verrückten mit Knarre und noch
viele andere einzigartige Charaktere.
Die Hauptcharaktere in dem
preisgekrönten Jugendroman sind zu einem Maik Klingenberg und zum anderen
Andrej „Tschick“ Tschichatschow.
Maik Klingenberg geht in die 8.
Klasse eines Gymnasiums und ist 14 Jahre alt. Er stammt aus einer eher
wohlhabenderen Familie, die kaum Zeit für ihn hat, in der Schule ist er aber
trotzdem ein Außenseiter. Er hat keine Freunde und ist sehr still, aber dennoch
kann er verurteilend sein.
Tschick ist 14 Jahre alt und kommt
ursprünglich aus Russland. er wohnt in Berlin Marzahn und ist ebenfalls ein
Außenseiter, nicht zuletzt auch wegen seiner direkten und abweisenden Art und
weil er öfter mal betrunken zur Schule kommt. Da sein äußeres Erscheinungsbild
eher schmutzig und ungepflegt wirkt, wird er häufig als Asi abgestempelt.
Herrndorf hat einen lockeren,
leichten Schreibstil der mit viel Humor getränkt ist, was mir persönlich
gefällt. Die Storyline beinhaltet einen roten Fade und man kann der Geschichte
gut folgen. Es gibt auch einen konstanten Spannungsbogen, der durch all die
verschiedenen Charaktere und die Chance das sie vielleicht auffliegen würden
immer neue Spannung erzeugt.
Allerdings hätte ich mir anstatt
des Anfangs, die ersten vier Kapitel, diese lieber unter der Überschrift eines
Prologes gewünscht. Somit wäre eine klare Abgrenzung zum Anfang der Geschichte
sichergestellt. Es könnte für einige Leser sicherlich verwirrend sein,
insbesondere für solche, die sonst nicht lesen. Außerdem erweckt es so schnell
den Eindruck, als ob er Autor diese Kapitel zuerst geschrieben hat und sie
deswegen am Anfang beließ. Das Ende hat mir ebenfalls nicht so gut gefallen,
dass man Tschick ausstreicht und ihn einfach nur als Charakter für einen kurzen
Zeitraum in das Leben von Maik einbringt. Das wird dem Charakter nicht gerecht.
Auch ,dass er ihn zwar Besuchen konnte aber man keine abschließende Reflektion
von beiden zusammen bekommt finde ich schade. Tschick hat meiner Meinung nach
sehr viel Potential und man hätte dies auch zeigen können. Die Botschaft, dass
wenn man etwas „cooles“ macht und alle einen auf einmal mögen finde ich eine
recht gefährliche Aussage. Klar ist man dann in aller Munde, aber deswegen
machen viele Jugendliche riskante Sachen, um cool zu wirken und endlich
Anschluss zu finden, oft passieren dabei schlimme Dinge.
Die Charaktere sind zumeist gut
rausgearbeitet. Gerade Maik und Tschick haben keine glatte Oberfläche, sondern
auch Macken und Kanten, die auch immer wieder gezeigt werden. Allerdings hätte
ich mir ab und an mehr Hintergrundgeschichte, gerade von Tschick gewünscht. Er
ist zwar ein verschlossener Charakter, trotzdem wären etwas mehr Gefühle von
ihm interessant gewesen und hätten die Geschichte Dimensionaler wirken lassen.
Die plötzliche Auflösung am Ende des Buches, dass er Homosexuell ist, wirkt wie
eine sehr spontan eingefügte Idee und hat nicht wirklich Bezug zum Rest des
Buches, da man sein fehlendes Interesse an den weiblichen Personen auch einfach
an seiner abweisenden Art festmachen kann. Es hat den Beigeschmack, den man
auch in vielen neueren Filmen und Serien sehen kann, es muss immer einen
homosexuellen Charakter geben. Der
Charakter Maik war des Öfteren recht widersprüchlich, zu einem ärgert er sich
wie er behandelt wird und ist dann selber aber verurteilend und sagt Sachen,
die nicht in Ordnung sind und ihm Empathiepunkte streichen. Immerhin waren
seine Gedanken teilweise aufschlussreich und ließen auf seine Gefühle schließen.
Man konnte sich stellenweise gut in ihn hineinversetzen und er hatte witzige
Ideen.
Die Stimme des Hörbuchsprechers
Hanno Koffler war sehr angenehm und die Art und Weise wie er gesprochen und
betont hat, hat mir gut gefallen. Da ich gerade Hörbücher für mich entdeckt
habe und daher einige vergleiche habe. muss ich sagen, dass die Stimme auch
echt gut zu der Figur Maik gepasst hat. Sie war weder zu hoch noch zu tief und
auch nicht zu harsch gesprochen, wie es sicherlich bei Tschick der Fall gewesen
wäre.
Das Cover finde ich nicht
schlecht. Wenn man das Buch gelesen hat, versteht man natürlich, dass es die
vorbeiziehende Landschaft auf der Autobahn darstellen soll. Für ein
Kinder-/Jugend-/Schulbuch finde ich es vielleicht etwas aussagelos aber es
gefällt mir besser, als wenn Personen drauf wären, es lässt das Buch
erwachsener Wirken durch das schlichte Design.
Abschließend kann ich sagen, dass
mich das Buch schon in der Q1 nicht vom Hocker gerissen hat, ich finde es sehr
neutral. Beim Hören in der Berufsschule 4 Jahre später hat sich daran nichts
geändert, allerdings war ich überrascht wieviel mir von der Story wieder
eingefallen ist, sobald ich das erste Kapitel gehört hatte. Tatsächlich wusste
ich noch ungefähr was als nächstes kam. Würde ich das Buch weiterempfehlen und
wenn ja an wen? Die Antwort darauf lautet Jein. Würde ich es als Buch zum
Lesevergnügen empfehlen? Nein. Würde ich es als Schullektüre empfehlen? Schon
eher da ich in meiner Schulzeit durchaus schlechtere Bücher lesen musste und
das Buch ja immerhin 2011 den deutschen Literaturpreis gewonnen und gerade
solche Bücher werden dann ja gerne als Schullektüre genommen. Ich bin immer
noch der Meinung das es viele andere Bücher gibt die viel mehr Schüler
begeistern würden und sich ebenfalls als Schullektüre eignen, aber das ist eine
andere Geschichte. Ich würde diesem Buch solide 2,5 von 5 Sternen geben, da ich
den Schreibstil des Autors mochte und die Idee und Charaktere auch nicht
schlecht sind.
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