Samstag, 25. März 2023

Tschick - Wolfgang Herrndorf


„‚Und was, wenn wir einfach wegfahren‘, fragte er. ‚Was?‘ ‚Urlaub machen. Wir haben doch nichts zu tun. Machen wir einfach Urlaub wie normale Leute.‘“
(Tschick, S. 95)

Der Jugendroman „Tschick“ von Wolfgang Herrndorf erschien 2021 mit 254 Seiten beim Rowohlt Taschenbuch Verlag. Das Hörbuch erschien 2013 im Argon Verlag und hat in der gekürzten Fassung eine Laufzeit von 04:57 Stunden. Das Hörbuch wird gelesen von Hanno Koffler. Es befasst sich mit dem Abenteuer, welches zwei Jungen auf dem Weg in die Walachei erleben.

 
Maik ist ein Außenseiter, hat keine Freunde und auch keinen Spitznamen, den neuen Schüler Andrej, genannt Tschick, konnte er auch nicht leiden. Langsam machten sich beide miteinander bekannt. Als Tschick dann plötzlich in einem hellblauen Lada Niva vorfuhr setzten sich langsam die Steine für das kommende Abenteuer ins Rollen. Die beiden beschließen eines Tages einfach in den Urlaub zu fahren, als Ziel wird Tschicks Familie in der Walachei ausgewählt. Unterwegs treffen sie auf den „Adel vom Radl“, Quizchampion Friedemann, einen Verrückten mit Knarre und noch viele andere einzigartige Charaktere.
 
Die Hauptcharaktere in dem preisgekrönten Jugendroman sind zu einem Maik Klingenberg und zum anderen Andrej „Tschick“ Tschichatschow.
 
Maik Klingenberg geht in die 8. Klasse eines Gymnasiums und ist 14 Jahre alt. Er stammt aus einer eher wohlhabenderen Familie, die kaum Zeit für ihn hat, in der Schule ist er aber trotzdem ein Außenseiter. Er hat keine Freunde und ist sehr still, aber dennoch kann er verurteilend sein.
 
Tschick ist 14 Jahre alt und kommt ursprünglich aus Russland. er wohnt in Berlin Marzahn und ist ebenfalls ein Außenseiter, nicht zuletzt auch wegen seiner direkten und abweisenden Art und weil er öfter mal betrunken zur Schule kommt. Da sein äußeres Erscheinungsbild eher schmutzig und ungepflegt wirkt, wird er häufig als Asi abgestempelt.
 
Herrndorf hat einen lockeren, leichten Schreibstil der mit viel Humor getränkt ist, was mir persönlich gefällt. Die Storyline beinhaltet einen roten Fade und man kann der Geschichte gut folgen. Es gibt auch einen konstanten Spannungsbogen, der durch all die verschiedenen Charaktere und die Chance das sie vielleicht auffliegen würden immer neue Spannung erzeugt.
 
Allerdings hätte ich mir anstatt des Anfangs, die ersten vier Kapitel, diese lieber unter der Überschrift eines Prologes gewünscht. Somit wäre eine klare Abgrenzung zum Anfang der Geschichte sichergestellt. Es könnte für einige Leser sicherlich verwirrend sein, insbesondere für solche, die sonst nicht lesen. Außerdem erweckt es so schnell den Eindruck, als ob er Autor diese Kapitel zuerst geschrieben hat und sie deswegen am Anfang beließ. Das Ende hat mir ebenfalls nicht so gut gefallen, dass man Tschick ausstreicht und ihn einfach nur als Charakter für einen kurzen Zeitraum in das Leben von Maik einbringt. Das wird dem Charakter nicht gerecht. Auch ,dass er ihn zwar Besuchen konnte aber man keine abschließende Reflektion von beiden zusammen bekommt finde ich schade. Tschick hat meiner Meinung nach sehr viel Potential und man hätte dies auch zeigen können. Die Botschaft, dass wenn man etwas „cooles“ macht und alle einen auf einmal mögen finde ich eine recht gefährliche Aussage. Klar ist man dann in aller Munde, aber deswegen machen viele Jugendliche riskante Sachen, um cool zu wirken und endlich Anschluss zu finden, oft passieren dabei schlimme Dinge.
 
Die Charaktere sind zumeist gut rausgearbeitet. Gerade Maik und Tschick haben keine glatte Oberfläche, sondern auch Macken und Kanten, die auch immer wieder gezeigt werden. Allerdings hätte ich mir ab und an mehr Hintergrundgeschichte, gerade von Tschick gewünscht. Er ist zwar ein verschlossener Charakter, trotzdem wären etwas mehr Gefühle von ihm interessant gewesen und hätten die Geschichte Dimensionaler wirken lassen. Die plötzliche Auflösung am Ende des Buches, dass er Homosexuell ist, wirkt wie eine sehr spontan eingefügte Idee und hat nicht wirklich Bezug zum Rest des Buches, da man sein fehlendes Interesse an den weiblichen Personen auch einfach an seiner abweisenden Art festmachen kann. Es hat den Beigeschmack, den man auch in vielen neueren Filmen und Serien sehen kann, es muss immer einen homosexuellen Charakter geben.  Der Charakter Maik war des Öfteren recht widersprüchlich, zu einem ärgert er sich wie er behandelt wird und ist dann selber aber verurteilend und sagt Sachen, die nicht in Ordnung sind und ihm Empathiepunkte streichen. Immerhin waren seine Gedanken teilweise aufschlussreich und ließen auf seine Gefühle schließen. Man konnte sich stellenweise gut in ihn hineinversetzen und er hatte witzige Ideen. 
 
Die Stimme des Hörbuchsprechers Hanno Koffler war sehr angenehm und die Art und Weise wie er gesprochen und betont hat, hat mir gut gefallen. Da ich gerade Hörbücher für mich entdeckt habe und daher einige vergleiche habe. muss ich sagen, dass die Stimme auch echt gut zu der Figur Maik gepasst hat. Sie war weder zu hoch noch zu tief und auch nicht zu harsch gesprochen, wie es sicherlich bei Tschick der Fall gewesen wäre.
 
Das Cover finde ich nicht schlecht. Wenn man das Buch gelesen hat, versteht man natürlich, dass es die vorbeiziehende Landschaft auf der Autobahn darstellen soll. Für ein Kinder-/Jugend-/Schulbuch finde ich es vielleicht etwas aussagelos aber es gefällt mir besser, als wenn Personen drauf wären, es lässt das Buch erwachsener Wirken durch das schlichte Design.
 
Abschließend kann ich sagen, dass mich das Buch schon in der Q1 nicht vom Hocker gerissen hat, ich finde es sehr neutral. Beim Hören in der Berufsschule 4 Jahre später hat sich daran nichts geändert, allerdings war ich überrascht wieviel mir von der Story wieder eingefallen ist, sobald ich das erste Kapitel gehört hatte. Tatsächlich wusste ich noch ungefähr was als nächstes kam. Würde ich das Buch weiterempfehlen und wenn ja an wen? Die Antwort darauf lautet Jein. Würde ich es als Buch zum Lesevergnügen empfehlen? Nein. Würde ich es als Schullektüre empfehlen? Schon eher da ich in meiner Schulzeit durchaus schlechtere Bücher lesen musste und das Buch ja immerhin 2011 den deutschen Literaturpreis gewonnen und gerade solche Bücher werden dann ja gerne als Schullektüre genommen. Ich bin immer noch der Meinung das es viele andere Bücher gibt die viel mehr Schüler begeistern würden und sich ebenfalls als Schullektüre eignen, aber das ist eine andere Geschichte. Ich würde diesem Buch solide 2,5 von 5 Sternen geben, da ich den Schreibstil des Autors mochte und die Idee und Charaktere auch nicht schlecht sind.
 
 

 

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